»architekten sind nur kulissenbauer, das theater findet zwischen den kulissen statt« – die bescheidene arbeitsdefinition von karl heinz gehört zu diesem landesjugendheim jagdberg. früher eine geschlossene erziehungsanstalt, schlimmste drohung überforderter eltern, wird jagdberg heute als sozialpädagogisches internat und katholische privatschule mit öffentlichkeitsrecht nach modernen gesichtspunkten geführt. so sollte unter anderem auch der bau der neuen, gemeinschaftlichen wohnanlage 1980 - 1984 ein happy end des pädagogischen theaterstücks möglich machen.
an 4 gleich große tortenstücke, von einem fiktiven mittelpunkt aus gesehen, erinnern die zweistöckigen häuser entlang der hügelkante, in freundlicher bogenform schließen sie das gelände ab und entschärfen damit die dominanz der ehemaligen erziehungshochburg gegenüber. ein weit auskragendes, abgehobenes dach, ein durchgehender gang im obergeschoss halten die 4 wohneinheiten zusammen, mit ihren jeweils eigenen eingängen und kleinen vorgärten könnte man sie fast für einfamilienhäuser in einem anspruchsvollen wohnbauprojekt halten. das pädagogische konzept dahinter: in einer kleinen gruppe, in familiärer atmosphäre leben, schafft und fordert verbindlichkeit, mindert die anonymität.
runde fenster, ähnlich den bullaugen auf hochseedampfern lassen die hofseitigen fassaden heiter, fast verspielt erscheinen, eine perforation ohne richtung nennt der fachmann den einsatz solcher öffnungen. klar gerichtet sind dagegen die dreieckigen erker diagonal zur fassade an der außenseite der anlage mit tollem blick über die hügelkante hinaus ins land. im querschnitt gesehen ähneln sie kuchenstücken, gekrönt mit einem gleichschenkligen dreieck. spürbar dahinter: die liebe des architekten zur geometrie.
last, but not least: der plan für das landesjugendheim ist von einer hochkarätigen jury mit einem 1. preis ausgezeichnet worden, der auch der zu früh verstorbene tiroler stararchitekt josef lackner angehört hat.