in der nähe der hallerstraße, im durcheinander zwischen gewerbegebiet, biederen einfamilienhäusern und kleineren wohnblocks trifft man unvermutet auf einen einstöckigen, unnahbaren kasten, und wäre da nicht ein messerscharfer einschnitt an der straßenzugewandten ecke mit haustüre und vordach, man würde den strengen bau einfach als lagerhalle abhaken.
nicht falsch und auch nicht richtig, denn zu ebener erde befindet sich die lagerhalle der ehemaligen firma des bauherrn, im ersten stock wohnt er mit seiner familie. ein schmales band aus glasziegeln definiert hier die grenze zwischen unten und oben, privatleben und firma sollten streng getrennt bleiben.
über die stiege im besagten schmalen einschnitt steigt man von der unverputzten rauen außenseite des kantigen betonziegels hinauf in die freundliche, glatte innenwelt einer ungewöhnlichen wohnung.
aus dem ziegel nämlich hat karl heinz ein rundes atrium herausgeschnitten, das sich im westen zu einer terrasse erweitert. fast klösterlich mutet dieser kleine private innenhof an, der von außen nicht eingesehen werden kann. um das atrium herum gruppieren sich die räume, ein herzstück mit kanälen hat die hausfrau ihr zuhause genannt. ein wirtschaftsbalkon auf der südostseite, diagonal zum kantigen grundriss, nützt auf geschickte weise eine restfläche aus dem zimmerrondell. vom herzstück aus, von innen nach außen, ist das haus entwickelt worden, die liebe zur geometrie wird pate gestanden haben bei diesem raffiniert ausgeklügelten grundriss zwischen quader und kreis. kein schaustück zur ehre des architekten will es sein, wohl aber form und funktion in einklang bringen, den bedürfnissen der bewohner entsprechen. »schwer zu finden, aber es lohnt sich«, kommentiert architekturpapst otto kapfinger in seinem tiroler architekturführer das haus.
dass ehemalige spötter inzwischen zu neidern geworden sind freut die bauherrn.