zubauten wirken oft wie auf einen alten bestand aufgepickt, sind weder fisch noch fleisch, nicht alt und nicht neu, konturlos bis zur schmerzgrenze. beliebt bei architekten sind sie nicht, sie beschränken deren gestalterischen freiraum. karl heinz hat sich davon nicht abschrecken lassen, hat den sprung über die grenze gewagt, dem alten teil des hauses martin in lans aus den 30er jahren einen modernen zubau kühn gegenübergestellt.
die bekannte liebe zur geometrie, hier hat er sie voll ausgelebt – stark gegliedert sind die einzelnen teile dieses zubaus, fast wie auf dem reißbrett entworfen. zwei quadratische boxen für küche und bad sind auf der ostseite des hauses in die wand eingeschoben, eine box im westen, ein nach außen geneigter erker mit einem durchgehenden, schrägen glasfenster vermittelt das gefühl, mitten in der landschaft zu stehen. zum spiel mit der geometrie gehört auch die stahlbetonplatte, fußboden des ehemaligen balkons, die geländerlos über dem erdgeschoss erhalten geblieben ist. mit einem rest sentimentaler erinnerung hat das nichts zu tun, sie ist auch kein zitat, sondern ein klares, strukturelles element, ähnlich einer breiten, bis in den ersten stock hinaufgezogenen betonscheibe, die deutlich sichtbar den westlichen gartenbereich von der zufahrtszone abschirmt.
frech und provokant, ganz ohne verbindlichkeiten und auch noch klar durch einen schornstein getrennt zeigen sich von hier aus der altbestand mit seiner kuriosen bäuerlichen fensterbemalung und der luftige, moderne zubau nebeneinander. an der südlichen außenmauer verbirgt sich hinter einem großen, grünen glaskasten aus verkehrt eingesetztem profilitglas ein treppenhaus, das wohn- und schlafebene miteinander verbindet.
außen klar getrennt sind drinnen im haus die übergänge fließend – von der dunklen bauernstube zum modernen wohnzimmer etwa, vom alten eingang zum neuen zubau. auf dem reißbrett gelingen trennungen eben einfacher als im wirklichen leben.